Kilos Kinder & Karriere
Ratgeber einfach sein lassen

Ratgeber und Ratschläge – die schlaue Art zu ignorieren

Alle scheinen auf einmal eine Meinung zu haben, wenn du ein Kind hast.

Du bekommst ungefragt Erziehungs- Ratschläge und Ratgeber. Natürlich will dir niemand reinreden. Und sie machen es trotzdem. Mal gut gemeint, mal weil sie es einfach besser wissen und mal weil sie sonst nichts zu tun haben.  Schon während der Schwangerschaft. Und so wird aus nichts ganz schnell ein Problem, was du vorher noch gar nicht bemerkt hast und dir jetzt schlaflose Nächte beschert vor Amazon. Welcher Ratgeber hilft mir hier wohl am besten?

Sie sagen so Ratgeber – Dinge wie, „Ach, er geht schon in die Krippe? Mmpf. Das ist noch nichts für unsere. Ich finde es schön, noch viel Zeit mit meiner Kleinen zu verbringen. Die Zeit kommt ja schließlich nie wieder..“

Was soll ich dazu sagen?

„Ach, er läuft noch nicht? Okaaayyy. Na mach dir keine Sorgen, das kommt noch..“

Ich mache mir bis eben noch gar keine Sorgen!

Eigentlich!

Jetzt mach ich mich allerdings doch Gedanken…

Jetzt kram ich auch meine Ratgeber raus.

Denn, ich gebe es zu, manchmal bin ich extrem gelangweilt. Von meinem Kind. Ich habe so einen fröhlichen, zufriedenen und lieben Jungen. Er hat schon als Baby stundenlang unter seinem Spielbogen gelegen und vor Freude gegluckst, spielt jetzt Duplo und Puzzle, ich sitze daneben und beobachte fasziniert, wie er vor sich hinwerkelt, ab und an zu mir schaut, mich anschaut und lächelt. Er isst gut, schläft durch (meistens), ist fröhlich und plappert „kauderwelsch“. In meinen Baby – Ratgebern sind viele Tipps für Schreikinder, wildes Gebrüll, Unzufriedenheit. Theo hat nichts davon. Das kann ja nicht normal sein, wenn ich die Ratgeber und andere so höre.

Er ist also so brav, dass ich ihn schon zum Kinderarzt geschleppt habe, ob das normal ist und er sich vielleicht später mal in seinem Leben nicht durchsetzen kann?!

Und das zeigt auch schon das Problem unserer Gesellschaft. Wir haben zu viel Zeit uns Sorgen zu machen, durchzudrehen und uns mit verrückten Dingen zu beschäftigen. Glaubt ihr, die afrikanische Frau in Malawi beschwert sich, wenn ihr Kind brav neben ihr vor dem Lemhaus sitzt und läuft zum roten Kreuz für einen Erziehung und Entwicklungsratgeber? Nein! Sie ist einfach dankbar.

Es gibt zu viele Ratgeber auf dem Markt, die werdende und bestehende Mütter verunsichern. Und zu viele Weisheiten die unter Müttern ungefragt weitergegeben werden.

Meine Freundin ist Neu-Mama. Neulich fragte sie mich, worin Theo nach dem Beistellbett geschlafen hat. „Er war so 8 Monate. Ich war soweit mich nachts von ihm zu trennen. Er hat ohnehin schon durchgeschlafen. Also ist er umgezogen in sein neues, größeres Bett und in sein eigenes Zimmer. Seitdem schläft er da ohne Probleme.“

Dazu muss ich jetzt gestehen, dass wir ein extrem schlaffreudiges Kind haben, den man einfach ins Bett legt, Spieluhr an und fertig. Manchmal hör ich ihn noch ewig erzählen und lachen, auf einmal ist Ruhe. Also war das nie ein Thema. Aber darum ging es ihr auch gar nicht.

Heute mal wieder fröhlich aufgewacht nach dem Mittagsschlaf, im Gitterbett (ohoh!)

Sie fragte: „In einem Gitterbett also?“

„Ja. Sonst fällt er doch raus, oder?! Er liegt da auch noch drin. Ohne die Stäbe zu entfernen. Er geht gerne ins Bett. Alles gut!“

Sie: „Aber er liegt doch hinter Gittern. Wie im Gefängnis!“

Darüber hatte ich mir wirklich noch nie Gedanken gemacht!!!

„Äh, und wie sonst? Ich hab so ein Nestchen, mit bunten Teddys drauf, da sieht er doch kaum die Stäbe!“ Ihr Vorschlag, der wiederum von Freunden war: Das 6-Monate alte Baby ohne Gitterstäbe schlafen zu lassen.

Damit er die Welt nicht durch Gitterstäbe kennenlernt! Wow! Und damit er nicht rausfällt, kommt die Matratze einfach auf den Boden, da kullert er dann höchstens auf den Teppich.

Mein erster Gedanke: Was sagt da der Osteopath später zu Rückenbeschwerden? So auf dem Boden und ohne Federung von Matratze und Lattenrost?

Mein zweiter: Wenn der Krabbeln kann und du aus dem Zimmer gehst, hängt der doch sofort wieder an der Spielzeugbox..?!!!

Und mein dritter Gedanke: Über was kann man sich alles Gedanken machen?

Umsomehr wir uns verrückt machen, umso weniger weiß man am Ende, wie man eigentlich erziehen und leben will. Aus allem im Alltag kann ein Thema gemacht werden. Wollen wir das?

Ich nicht. Da sitze ich lieber neben meinem Kleinen, schau ihm beim spielen zu und erfreue mich, dass er so brav ist, das ich mich langweile. Und ich genieße das, denn die Zeiten werden sich garantiert noch ändern. Trotzphase und so. Aber dafür bekomme ich bestimmt noch einen schlauen Ratgeber aus dem Freundeskreis geschenkt..

Mein Blogmama-Tipp:

  • Sucht euch wenige Ratgeber aus! Ein, zwei gute Bücher reichen. Recherchiert nicht zu viel im Internet. Ein Kind ist keine Wissenschaft.
  • Hört und besprecht euch mit den Menschen, die euch ähnlich sind. Die können euch die besten Tipps geben. Oder mit ähnlichen Charakteren der Kinder oder Problemen. Eltern die so problemlos schlafende Kinder haben wie wir mit unserem, sind vermutlich schlechte Ratgeber. Wir haben nichts gemacht außer ihn hinzulegen. Das wird euch im Zweifel nicht viel bringen.
  • Wenn ihr wirklich irgendwo Probleme habt, die euch zu schaffen machen, holt euch gleich professionelle Hilfe. Lasst euch nicht von zu vielen Menschen beraten. Kinderarzt, Hebamme oder Familienstellen haben eigentlich für alle Belange eine Idee, wer da ein Ansprechpartner sein könnte.
  • Macht nur aus Themen für euch auch Themen, wenn sie das auch sind. Empfindet ihr ein ungutes Gefühl beim Gedanken, dass euer kleines hinter einem Gitter schläft? Dann schaut nach Alternativen. Findet ihr das übertrieben? Dann winkt so ein Thema höflich aber bestimmt ab.
  • Denkt an eure Kindheit oder fragt eure Mutter. Hat sie euch im Gitterbett schlafen lassen? Habt ihr es überlebt ohne Schaden. Na also! Dann ist es nicht euer Thema!
  • Leben und leben lassen! Jedes Kind ist eigen. Ihr findet euren Weg schon!

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